Frauenherzen ticken manchmal anders – auch bei Vorhofflimmern
Sind Sie eine Frau? Dann lesen Sie diese Seite besonders aufmerksam, denn hier geht es speziell um Ihr Herz und um Ihr Risiko, ein Vorhofflimmern zu entwickeln. Die Erkenntnis, dass das Geschlecht in vielen Bereichen der Medizin mehr als einen „kleinen Unterschied“ macht, setzt sich in Forschung und Klinik zunehmend durch. Abhängig vom Krankheitsbild zeigen Frauen und Männer oft andere Symptome und müssen deswegen auch anders behandelt werden. Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede sind zentrales Thema der Gendermedizin – eines relativ jungen Fachgebiets, das immer mehr in den Fokus rückt.1,2 Wie gerechtfertigt das ist, zeigt sich auch bei Vorhofflimmern (VHF): Bei dieser häufigsten anhaltenden Herzrhythmusstörung, von der allein in Deutschland 1,8 Millionen Menschen betroffen sind, spielt das Potenzial der Gendermedizin eine immer größere Rolle – in der Früherkennung und in der Behandlung. Denn: Herzerkrankungen zeigen sich bei Frauen durch andere Symptome als bei Männern.3 Da dies aber noch nicht hinreichend bekannt ist, werden erste Anzeichen bei Frauen noch häufiger nicht rechtzeitig erkannt oder missdeutet. Weibliche Betroffene haben zudem ein erhöhtes Risiko, einen durch VHF verursachten Schlaganfall zu erleiden, oft mit einem schwereren Verlauf. 4,5 Deswegen ist es wichtig, die geschlechtsspezifischen Symptome zu kennen und rechtzeitig vorzusorgen.6
Höheres VHF- und Schlaganfallrisiko – besonders in den Wechseljahren
Der Mythos, Herz-Kreislauf-Erkrankungen seien ein „Männerproblem“, hält sich hartnäckig. Frauen haben bei gleicher Körpergröße und gleichem Gewicht, ein deutlich höheres Risiko, ein VHF zu entwickeln.7 Zudem steigt das VHF-Risiko in den Wechseljahren an, insbesondere, wenn diese früh beginnen8: Nach der Menopause entwickelt jede vierte Frau ein VHF, wobei Stress und Schlaflosigkeit das Risiko noch erhöhen.9 Durch VHF bedingte Schlaganfälle verlaufen zudem bei Frauen tendenziell schwerer und führen häufiger zu dauerhaften Einschränkungen.4 Zwar sind Alter (65+), Bluthochdruck, Diabetes mellitus und koronare Vorerkrankungen Risikofaktoren, die für beide Geschlechter gelten. Doch, wenn Sie als Frau an einem Herzklappenfehler oder einer Herzschwäche leiden, ist Ihre Gefahr, einen durch VHF verursachten Schlaganfall zu entwickeln, um ein Vielfaches höher.10 Je nach Ursache ist das Schlaganfallrisiko für Frauen mit VHF fast doppelt so hoch wie für Männer mit der gleichen Grunderkrankung.5 Deshalb ist es gerade für Frauen entscheidend, ein VHF möglichst früh zu erkennen und behandeln zu lassen.6
Unterschiedliche Symptome bei Männern und Frauen
In vielen Fällen können Sie ein VHF als Herzstolpern oder Herzrasen wahrnehmen, aber nicht immer macht es durch so eindeutige Symptome auf sich aufmerksam. Oft wird ein VHF deshalb spät oder sogar erst nach einem Schlaganfall erkannt. Sowohl die Symptome als auch der Krankheitsverlauf sind unter anderem davon abhängig, ob Sie ein Mann oder eine Frau sind. Das führt dazu, dass ein VHF bei Frauen noch häufiger übersehen wird als bei Männern.11 Ein wichtiger Grund dafür ist, dass Frauen bei VHF unter anderen Begleitsymptomen leiden als Männer. Bei ihnen kommt es zum Beispiel bei Vorhofflimmern eher zu Übelkeit, Erbrechen, einer chronischen Erschöpfung (Fatigue) oder einem Schwächegefühl, die oft nicht mit einem VHF in Verbindung gebracht werden.11,12 Außerdem leiden Frauen tendenziell häufiger und länger unter Episoden von VHF als Männer.11 Gerade als Frau sollten Sie deshalb regelmäßig Ihren Puls messen und bei wiederholt auftretenden Unregelmäßigkeiten Ihre Ärztin oder Ihren Arzt darüber informieren, damit der Verdacht mit einem Langzeit-EKG abgeklärt und gegebenenfalls eine passende Therapie eingeleitet werden können.
Tragen Sie eine Smartwatch als nützliches Accessoire
Dass ein VHF bei Frauen tendenziell schwieriger zu erkennen ist, macht das Tragen einer Smartwatch oder eines Fitness-Trackers zu einem sinnvollen Accessoire. Solange Sie einen solchen Mini-Computer an Ihrem Handgelenk tragen, behält er Ihre Pulswellen im Blick – den ganzen Tag über oder auch nachts, während Sie schlafen. Einige Geräte können auch die elektrischen Impulse Ihres Herzens in Form eines EKGs aufzeichnen. Die Erfahrungen von Kardiologinnen und Kardiologen mit den „EKGs aus dem Handgelenk“ sind sehr positiv. Studien haben gezeigt, dass EKG-Smartwatches in der Empfindlichkeit und Signalqualität bei der Erkennung von VHF einem herkömmlichen Langzeit-EKG nicht nachstehen.13
PRÄVENTION: FRAUEN KÖNNEN MEHR TRAINIEREN UND BRAUCHEN MEHR EIWEIß
Sie kennen Ihr Risiko? Dann können Sie durch vorbeugende Behandlung und einen gesünderen, sportlichen Lebensstil viel für Ihre Herzgesundheit tun. Neben dem Alter, starkem Übergewicht (Adipositas), Zigarettenrauchen und übermäßigem Alkoholkonsum steigern viele Herz-Kreislauf-Krankheiten, zum Beispiel Bluthochdruck, aber auch Diabetes mellitus, das Risiko, ein VHF zu entwickeln.14 Aber selbst bei der Prävention gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede: So senkt Sport bei Frauen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen unabhängig von Sportart und Trainingspensum. Bei Männern dagegen gilt dies nur für moderates Training, denn exzessives Ausdauertraining kann bei ihnen sogar die Gefahr erhöhen, ein VHF zu entwickeln.15 Da eine proteinarme Ernährung bei Frauen mit einem größeren VHF-Risiko verbunden ist, sollten Sie zudem auf eine ausreichende Eiweißzufuhr achten – vor allem, wenn Sie schon älter sind.16
Quellen:
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- München-Klinik. Frauen und Männer sind anders krank. Online-Quelle: https://www.muenchen-klinik.de/unternehmen/forschung-studien-lehre/gendermedizin/#c71929. Letzter Zugriff: 08.11.2023.
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