Vorhofflimmern: Die Risikofaktoren

Die Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern ist für Betroffene nicht immer leicht zu erkennen. Denn die Erkrankung, die sich unter anderem durch Herzstolpern oder Herzrasen bemerkbar machen kann, kann auch ganz ohne Symptome auftreten - oder macht sich gerade zu Beginn der Erkrankung nur in seltenen und kurzen Episoden bemerkbar. Umso wichtiger ist es, mögliche Risikofaktoren für die Herzrhythmusstörung zu kennen.

Erfahren Sie im Video, welche Risikofaktoren Vorhofflimmern begünstigen und wie Sie Vorhofflimmern erkennen können.



Risikofaktoren für Vorhofflimmern

Das Alter (ab 65 Jahre) gilt als Hauptrisikofaktor für Vorhofflimmern.1 Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen können die Entstehung von Vorhofflimmern begünstigen bzw. zeigen das erhöhte Risiko an.1

Das können beispielsweise sein:

  • Herzschwäche
    Vorhofflimmern und eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) können sich gegenseitig begünstigen. Bis zu einem Drittel der jeweils Betroffenen leiden an beiden Erkrankungen.2 Mit zunehmendem Schweregrad der Herzschwäche tritt Vorhofflimmern immer häufiger auf. Betroffene mit einer Herzschwäche haben ein 4,5- bis 6-fach erhöhtes Vorhofflimmernrisiko.3
  • Bluthochdruck
    Ein zu hoher Blutdruck ist mit einem etwa doppelt so hohen Risiko verbunden, an Vorhofflimmern zu erkranken.3
  • Diabetes
    Bei einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) tritt Vorhofflimmern häufiger auf. Als mögliche Ursache gilt dabei die diabetesbedingte Störung des Einflusses des sogenannten autonomen Nervensystems auf den Herzschlag, insbesondere, wenn diese gemeinsam mit Bluthochdruck und Übergewicht auftritt.3
  • Koronare Herzkrankheit1
    Wenn das Herz aufgrund einer Erkrankung der Herzkranzgefäße nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, können die speziellen Muskelzellen beschädigt werden, die den Herzschlag steuern. Das bedeutet, dass der Puls aus dem Takt gerät und schneller, langsamer oder unregelmäßig wird.4

Der persönliche Lebensstil kann zudem ebenfalls einen Einfluss auf die Herzgesundheit und die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Folgende Faktoren können daher für die Entwicklung von Vorhofflimmern mitverantwortlich sein1:

  • Übermäßiger Alkoholkonsum
    Bereits der Konsum eines alkoholischen Getränks pro Tag erhöht das Vorhofflimmerrisiko um 8 Prozent.5,6 Übermäßiger Alkoholkonsum stört den Mineralstoffhaushalt und bereits ein einmaliger Alkoholexzess kann selbst bei noch jungen Menschen kurzfristig Vorhofflimmern auslösen („Holiday-Heart-Syndrom“).7 Wer bereits an einem Vorhofflimmern leidet, sollte Alkohol meiden. Auf diese Weise lässt sich bei jedem fünften Betroffenen ein Wiederauftreten der Herzrhythmusstörung verhindern.8
  • Rauchen
    Wer regelmäßig raucht, nimmt ein deutlich erhöhtes Risiko in Kauf, im Laufe seines Lebens ein Vorhofflimmern zu entwickeln, wobei das Risiko mit der Zahl der Zigaretten steigt.9
  • Starkes Übergewicht
    Stark übergewichtige Menschen (BMI > 30 kg/m2) haben im Vergleich zu Normalgewichtigen ein doppelt so hohes Risiko, an Vorhofflimmern zu erkranken.10
  • Häufige, starke körperliche Anstrengung
    Besonders intensive Ausdauerbelastungen, wie Marathonlauf, Rennradfahren oder Triathlon, aber auch Mannschaftssportarten wie Fußball können Vorhofflimmern auslösen. Die Ursache dieses Phänomens ist allerdings noch nicht geklärt. Für Freizeitsportler mit niedriger oder mittlerer Trainingsintensität gibt es aber keinerlei Hinweise auf ein vermehrtes Auftreten der Herzrhythmusstörung. Im Gegenteil schützt körperliche Aktivität vor Vorhofflimmern, während Inaktivität es begünstigt.11
  • Geringe körperliche Aktivität
    Ein inaktiver Lebensstil ohne jeglichen Sport erhöht das Risiko für Vorhofflimmern bei Frauen und Männern um das 2,5-Fache, während regelmäßige moderate körperliche Aktivität das Risiko reduziert.12

Vorhofflimmern erkennen

Regelmäßiges Pulsmessen kann zum frühzeitigen Erkennen von Vorhofflimmern beitragen.1 Bei Verdachtsmomenten sollte das ärztliche Beratungsgespräch gesucht werden, um die Diagnose zu sichern und eine rechtzeitige Behandlung zu ermöglichen. Das gilt auch, wenn Symptome wie schneller, unregelmäßiger oder chaotischer Herzschlag, Unruhegefühl, Luftnot bei Belastung, Schwächegefühl oder Schwindel auftreten. Schmerzen in der Brust oder eine kurzzeitige Bewusstlosigkeit (Synkope) können ebenfalls Symptome dieser Herzrhythmusstörung oder einer anderen Herzerkrankung sein. Aufschluss kann eine Untersuchung mittels EKG (Elektrokardiogramm) bringen.13 Außerdem kann eine Ultraschalluntersuchung (Echokardiographie) des Herzens erfolgen. Sollte die Diagnose „Vorhofflimmern“ lauten, entscheidet Ihre Ärztin oder Ihr Arzt über die Therapie und gegebenenfalls die Art der medikamentösen Behandlung.

Quellen:

  1. Hindricks G, et al. 2020 ESC Guidelines for the diagnosis and management of atrial fibrillation. Eur Heart J. 2020;42:373-498.
  2. Prabhu S, et al. Atrial Fibrillation and Heart Failure - Cause or Effect? Heart Lung Circ. 2017;26(9):967-974.
  3. Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. Patientenbroschüre, Auflage 2018. Online-Quelle: www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de/de/patienteninformation/patientenbroschuere. Letzter Zugriff: 15.11.2023.
  4. IQWiG Gesundheitsinformation Koronare Herzkrankheit (KHK). Online-Quelle: www.gesundheitsinformation.de/folgeerkrankungen-einer-koronaren-herzkrankheit.html. Letzter Zugriff: 15.11.2023.
  5. Larsson SC, et al. Alcohol consumption and risk of atrial fibrillation: a prospective study and dose-response meta-analysis. J Am Coll Cardiol. 2014;64(3):281-289.
  6. Voskoboinik A, et al. Moderate alcohol consumption is associated with atrial electrical and structural changes: Insights from high-density left atrial electroanatomic mapping. Heart Rhythm. 2019;16:251-259.
  7. Deutsche Herzstiftung. Vorhofflimmern: Bereits geringe Mengen Alkohol erhöhen das Risiko. Online-Quelle: www.herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzrhythmusstoerungen/vorhofflimmern/vorhofflimmern-alkohol. Letzter Zugriff: 15.11.2023.
  8. Voskoboinik A, et al. Alcohol abstinence in drinkers with atrial fibrillation. N Engl J Med. 2020;382:20–28.
  9. Kompakt Kardiologie. Rauchen erhöht linear das Risiko für Vorhofflimmern. Online-Quelle: https://biermann-medizin.de/rauchen-erhoeht-linear-das-risiko-fuer-vorhofflimmern. Letzter Zugriff: 15.11.2023.
  10. Stiftung Gesundheitswissen. Adipositas Folgeerkrankungen. Online-Quelle: www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/adipositas/folgeerkrankungen. Letzter Zugriff: 15.11.2023.
  11. Newman W, et al. Risk of atrial fibrillation in athletes: a systematic review and meta-analysis. Br J Sports Med. 2021;55:1233–1238.
  12. Mohanty S, et al. Differential Association of Exercise Intensity With Risk of Atrial Fibrillation in Men and Women: Evidence from a Meta-Analysis. J Cardiovasc Electrophysiol. 2016;27(9):1021-1029.
  13. Deutsche Herzstiftung. Vorhofflimmern: Nur jeder Zweite spürt Symptome. Online-Quelle:herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzrhythmusstoerungen/vorhofflimmern/vorhofflimmern-symptome. Letzter Zugriff: 24.11.2023.